Nicht wenige Prominente und Vermögende haben ihr Leben und ihr Geld karitativen Zwecken gewidmet. Investment Mogule wie Warren Buffet und Software- Genie Bill Gates haben bereits seit Jahrzehnten den Großteil ihres üppigen Milliardenvermögens Projekten zur Verfügung gestellt, die sich der Verbesserung der Lebensverhältnisse in Afrika widmen. Das Designer in diese Kerbe schlagen war bisher vielleicht nicht so bekannt. Das Label Fonderie 47 könnte das Bild der selbstverliebten Modewelt, die sich bei „Küsschen-Galas“ teure, sinnlose Stelldicheins gibt, für immer verändern. Es schließt sich an, die schrecklichen Aspekte des gesellschaftlichen Lebens in seine Arbeit zu integrieren. Gemeint sind hierbei die Waffen, die überall auf dem afrikanischen Kontinent zirkulieren und die Menschen zu Geißel grausamer Zustände machen. Dabei ist das Konzept recht einfach.
Vor einigen Jahren kam der Entrepreneur und Geschäftsmann Peter Thum in Afrika in Berührung mit den Folgen der Verwendung von Schnellfeuerwaffen. Millionen Menschen waren – so lernte er – durch sie gestorben, Kindersoldaten wurden an ihnen ausgebildet und zu Sklaven gemacht, Frauen und Kinder vergewaltigt und getötet. Thum wusste, dass er etwas gegen diese Übel unternehmen muss. Es musste einen Weg geben, kreative Arbeit und den Kampf gegen die berüchtigte russische AK-47 zu verbinden. Dieses Schnellfeuergewehr ist noch heute das Symbol der internationalen Krisenherde und ein Emblem des Todes. So entschied Thum Fonderie 47 ins Leben zu rufen. Das Anliegen der Marke ist die Transformation von Waffen in Schmuckstücke. Dazu bedient sich Fonderie 47 Waffen aus afrikanischen Konfliktzonen, die durch großen finanziellen Aufwand der Firma und in Kooperation mit NGOs gesammelt und zerstört werden. Das Metall der Kriegsgewehre wird eingeschmolzen und anschließend zur Schmuckherstellung genutzt. Jedes Schmuckstück, egal ob Kette, Ring oder Armband wird verkauft und der Erlös in die Beseitigung und Zerstörung weiterer Waffen finanziert. Das dies kein Mensch allein auf die Beine stellen kann, ist einleuchtend. Thun suchte sich also kreative Unterstützung bei zwei renommierten Schmuckdesignern.
Die „Artisans“, wie sie sich nennen, sind die Designer Philip Crangi und der überaus bekannte James De Givenchy. Beide schlossen sich als permanente Mitarbeiter dem Label an und sind dafür verantwortlich die Schwerter zu modischen Pflugscharen zu machen. Vielleicht wird der ein oder andere Vorbehalte gegenüber den Objekten der Fonderie 47-Kollektionen haben – immerhin muss man sich die Frage stellen: wurde mit dem Stahl meiner Kette oder meines Ringes vielleicht schon jemand getötet? Ich denke jedoch, dass die künstlerische Arbeit und der gute Zweck hier die Bedenken des Einzelnen zerstreuen sollten. Die aktuelle Kollektion ist weniger weit gefächert als bei anderen kommerziellen Modemarken. Die Stücke sind überaus exklusiv, handgefertigt und wahnsinnig kreativ und detailreich. Besonders sticht das Objet D`Art aus der aktuellen Phoenix Kollektion heraus. Hier haben wir ein aus Stahl gefertigtes Ei, welches sehr stark an die Eier von Peter Carl Fabergé erinnert.
Es ist mit Steinen besetzt und wirkt durchaus düster, was nicht unwesentlich damit zu tun hat, dass die unterschiedlichen Metallteile so über einander angebracht sind, dass sie den Eindruck vermitteln, es seien Narben, die die Oberfläche des Stückes zieren. Wesentlich freundlicher aber immer noch getragen von der Geschichte der Herkunft der Werkstoffe sind die Ringe der Phoenix Kollektion. Die blütenartige Anordnung von diamantbesetztem Stahl auf einem Ring aus 18- Karat Gold und Platin ist durchaus tragbar und ermöglicht nach Verkauf die Zerstörung von 160 Schnellfeuergewehren in Afrika. Persönlich finde ich Idee einer Schmuckkollektion, die sich dem Ziel der Zerstörung von Waffen widmet, einfach großartig. Eine solches Unternehmen zeigt, dass die Modewelt weniger oberflächlich ist als es viele außenstehende Betrachter denken mögen. Sicherlich ist Fonderie 47 nichts für den Durchschnittsgeldbeutel, aber unabhängig davon sind die Designs und die Idee, die hinter dem Vorhaben stehen, im Jahre 2013 absolut im Trend.